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Der Lengericher Gedenkpfad

Veranstaltungen

Momente des Gedenkens, Mitfühlens und ein Aufruf zum Handeln

Aktives Erinnern am 21. September in der LWL-Klinik Lengerich

Beim siebten Aktiven Erinnern in der LWL-Klinik Lengerich wurde der Lengericher Gedenkpfad um das wichtige Thema der Zwangssterilisation erweitert. Die Zwangssterilisation ist neben den staatlich organisierten Krankenmorden 1940/41 ein zweites dunkles Kapitel in der Geschichte der LWL-Klinik Lengerich. „Es ist wichtig, dass wir uns auch daran erinnern, um sicherzustellen, dass solche Menschenrechtsverletzungen nie wieder passieren“, war die Motivation der Arbeitsgruppe Gedenkpfad für ein neues Denkmal.
In einen mehrjährigen Prozess hatte sich die Arbeitsgruppe mit dieser Thematik beschäftigt. Die AG und die Betriebsleitung der LWL-Klinik Lengerich sind zum einen Sandra Holtrup sehr dankbar, die für die LWL-Klinik Lengerich zum Thema Zwangssterilisation ausgiebig geforscht hat. Die Ergebnisse ihrer Forschung zur „Zwangssterilisation in der Provinzialheilanstalt Lengerich von 1933 bis 1945“ stellte sie am 21. September im Festsaal vor.

Die Eröffnung der neuen Skulpturengruppe zum Gedenken an die Opfer von Zwangssterilisationen ist für die LWL-Klinik Lengerich ein weiterer Schritt in Richtung Aufarbeitung ihrer Vergangenheit. Sie soll ein Moment des Gedenkens, des Mitfühlens und ein Aufruf zum Handeln sein, damit solche Gräueltaten nie wieder geschehen.

Bildtext: Die Sandsteinskulptur von Mandir Tix wurde am 21. September enthüllt.

Foto: Mandir Tix
 

Zum WN-Artikel vom 22.09.2023

Zwei etwa zwei Meter hohe Sandsteinstelen mit zahlreichen waagerechten Einschnitten

Aktives Erinnern jedes Jahr am 21. September

Der Lengericher Gedenpfad erinnert an die staatlich organisierten Krankenmorde während der Zeit des Nationalsozialismus und informiert über das erlittene Unrecht. Mitarbeiter:innen der damaligen Provinzialheilanstalt Lengerich waren beteiligt und tragen Mitschuld. Sie haben Meldebögen über psychisch kranke Menschen ausgefüllt, bei der Organisation der Krankentransporte geholfen und auf diese Weise die „Euthanasie“ genannten Krankentötungen mit vorbereitet. Ein blaues Minus - (Leben) oder ein rotes Plus + (Tod) auf den Meldebögen entschied in Berlin über Leben oder Tod. Namentlich bekannt sind 440 Patienten und Patientinnen, die aus dieser Klinik mit dem Ziel der Tötung abtransportiert wurden.
Es ist unbegreiflich, dass diese schrecklichen und nicht entschuld-baren Verbrechen gegen psychisch kranke Menschen geschehen konnten und dass sich viele der Täter nach 1945 weder menschlich noch juristisch verantworten mussten.
Betroffene und Angehörige mussten es als Unrecht empfinden, dass die geschichtliche Aufarbeitung erst mit Jahrzehnten der Verzögerung begann.

Das gedenkende Erinnern besonders an jedem 21. September, dem Tag, als 1940 die ersten sieben jüdischen Patienten geholt wurden, verpflichtet die LWL-Klinik Lengerich und alle Mitarbeitenden auch im beruflichen Handeln heute.
Zwei Fragen stellen sich immer wieder neu:
Wofür steht die Klinik ein? Wonach richten wir unser Handeln aus?

Eine Metallplatte mit vielen Namen in Schwarz. In der Mitte ist ein Schwarz-Weiß-Foto von Bahngleisen