05.03.14 | Maßregelvollzug LWL-Direktor mahnt Psychiater: ¿Verzerrungen mehr entgegentreten¿
Ausgeprägte Transparenz und Außenkontrolle in psychiatrischer Medizin
LWL-Direktor Dr. Wolfgang Kirsch
Foto: LWL
¿Ich würde mir wünschen, dass sich Verantwortliche ¿ etwa in Berlin die ¿Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde¿ (DGPPN) ¿ deutlicher zu Wort melden und den oftmals massiv verzerrenden Vorwürfen mehr entgegentreten¿, sagte Kirsch am Mittwoch (5.3.14) zur Eröffnung der 29. Eickelborner Fachtagung mit Blick auf den größten deutschen Psychiatrie-Fachverband DGPPN (mehr als 7000 Mitglieder). Unter dem Thema ¿Mit Sicherheit behandeln¿ kommen im Lippstadt-Eickelborner LWL-Zentrum für Forensische Psychiatrie drei Tage lang mehrere hundert internationale Fachleute zusammen.
¿Horrorbeschreibungen¿
Der über den aktuell umstrittenen Einzelfall hinaus vermittelte Eindruck zur bundesdeutschen Psychiatrie könne ¿schließlich auch Menschen verunsichern, die psychiatrische Hilfe bräuchten¿, betonte Kirsch.
Für ihn sei angesichts der in einem Rechtsstaat ¿wichtigen und dringend notwendigen Aufgabe¿ wie der forensischen Psychiatrie ¿sehr ärgerlich¿, dass sie jetzt mit ¿Horrorbeschreibungen wie ¿Dunkelkammer`, ¿Black Box` oder ¿unkontrollierte Zwangsveranstaltung`¿ in Verbindung gebracht werde. Das Gegenteil sei richtig, so Kirsch weiter. In keinem Bereich der Medizin seien ¿Transparenz und Außenkontrolle so ausgeprägt wie in der Psychiatrie.¿ So gebe es zum Beispiel stets unangemeldete Klinik-Kontrollen durch staatliche Besuchskommissionen sowie durch europäische und nationale Kommissionen zur Verhütung von Folter.
Mit gesetzlich vorgeschriebener Regelmäßigkeit werde der Maßregelvollzug bei jedem einzelnen Patienten durch externe Gutachter überprüft. Beim Klinikträger LWL wache zudem eine engagierte, mit Politikern der LWL-Landschaftsversammlung besetzte Beschwerdekommission über das Wohl von Patienten und Personal. Der LWL-Direktor: ¿Die forensische Psychiatrie ist eben keine Dunkelkammer, sondern ein transparenter Raum, in dem staubige Stellen eher besonders auffallen.¿
Zum Beispiel Eickelborn
Dass eine gut informierte Bevölkerung kritisch bleiben und dennoch konstruktiv gegenüber der forensischen Psychiatrie sein könne, zeige in Westfalen unter anderem das Beispiel Lippstadt-Eickelborn. Trotz katastrophaler Ereignisse wie den Tötungsdelikten durch Patienten Ende der 1980er bis Mitte der 1990er Jahre hätten die Bürger Vorbehalte überwunden und billigten heute ausdrücklich einen geplanten Zusatz-Neubau am LWL-Zentrum für 69 Patienten, sagte Kirsch.
Bei der Fachtagung wird neben zahlreichen Fachvorträgen zum Beispiel zu Fragen der Begutachtung oder zur Gesetzesnovellierung im Maßregelvollzug am Freitagvormittag die SPIEGEL-Redakteurin Beate Lakotta zur Darstellung der forensischen Psychiatrie in den Medien sprechen.
Pressekontakt
Karl G. Donath, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235
LWL-Zentrum für Forensische Psychiatrie Lippstadt - Eickelborn
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